Marc Chagall (1887–1985) gilt als Poet unter den Künstlern der Moderne. Im Herbst 2022 widmet die Schirn Kunsthalle in Frankfurt dem Künstler nach 15 Jahren erstmals wieder eine groß angelegte Ausstellung in Deutschland. Chagall. Welt in Aufruhr beleuchtet eine bislang wenig bekannte Seite seines Schaffens: Chagalls Werke der 1930er- und 1940er-Jahre, in denen sich seine farbenfrohe Palette zunehmend verdunkelt.
Als jüdischer Maler war Chagall immer existenziellen Bedrohungen ausgesetzt, die sich prägend auf sein Leben und Werk auswirkten. In den frühen 1930er-Jahren thematisierte er in seiner Kunst den immer aggressiver werdenden Antisemitismus und emigrierte 1941 aufgrund der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime schließlich in die USA.
Wir reisen an diesem Tag über Mainz nach Frankfurt. Wir besuchen die neue Synagoge, die den 1938 in der Reichsprogromnacht zersörten Bau ersetzt und 2012 eingeweiht wurde und die Kirche St. Stephan mit den Glasfenstern von Marc Chagall.
Synagoge in Mainz
Die Synagoge in Mainz wurde in den Novemberpogromen 1938 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis zum Fall der Berliner Mauer hatte die jüdische Gemeinde nur wenige Mitglieder. Mit dem Zuzug von Juden aus Osteuropa wuchs die Gemeinde an und es entstand der Wunsch nach einer neuen Synagoge, die an dem Platz des 1938 zerstörten Gebäudes errichtet wurde. Der Entwurf erinnert an die dekonstruktivistische und symbolhafte Gestaltung des Jüdischen Museums in Berlin von Daniel Libeskind.
St. Stephan Mainz
Auch die Kirche St. Stephan in Mainz wurde im Krieg schwer zerstört. Nach ihrer Wiederher-stellung wandte sich Pfarrer Klaus Mayer 1973 an den jüdisch-russischen Künstler Marc Chagall mit der Bitte, im Ostchor der Kirche mit von ihm gestalteten Fenstern einen Beitrag zur jüdisch-deutschen Aussöhnung zu setzten. Der inzwischen über 90jährige Chagall schuf in den Jahren 1978 bis 1982 sukzessive zunächst die Fenster im Ostchor und krönte sein Werk mit den Entwürfen für die drei großen, dreibahnigen Fenster im Querhaus. Kurz nach seinem Tod am 28. März 1985 konnte die Kirchengemeinde die letzten Fenster Chagalls im Mai 1985 in Empfang nehmen. Das hier zu sehende Foto stammt nicht aus Mainz, sondern aus der All Saints Church, Tudeley (England), kommt den Mainzer Fenstern aber in der vorherrschenden Blautonigkeit nahe.
Chagall - Welt in Aufruhr in der Kunsthalle Schirn
Chagalls künstlerisches Schaffen in den Jahren in den USA berührt zentrale Themen wie Identität, Heimat und Exil. Mit rund 100 Gemälden, Papierarbeiten und Kostümen zeichnet die Ausstellung die Suche des Künstlers nach einer Bildsprache im Angesicht von Vertreibung und Verfolgung nach. Sie präsentiert wichtige Werke der 1930er Jahre, in denen sich Chagall vermehrt mit der jüdischen Lebenswelt beschäftigt, zahlreiche Selbstbildnisse, seine Hinwendung zu allegorischen und biblischen Themen, die bedeutenden Gestaltungen der Ballette Aleko (1942) und Der Feuervogel (1945) im Exil, die wiederkehrende Auseinandersetzung mit seiner Heimatstadt Vitebsk und Hauptwerke wie Der Engelssturz (1923/1933/1947). In der Zusammenschau ermöglicht die Schirn eine neue und äußerst aktuelle Perspektive auf das Œuvre eines der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Donnerstag, 17.11.2022, 7.45 Uhr bis 19 Uhr
Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Busbahnhof
Leitung: Dr. Elisabeth spitzbart
89 € für Busfahrt, Eintritt, Führungen und Reiseleitung
Anmerkungen zum Besuch der Synagoge Mainz:
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