Elfriede Lohse-Wächtler
Kunsthalle Vogelmann Heilbronn
Die Kunsthalle Vogelmann widmet ihre neue Ausstellung der Malerin und Zeichnerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940), die zu den bedeutenden, aber vergessenen künstlerischen Stimmen des frühen 20. Jahrhunderts zählt. Ihre dynamische, einfühlsame, schlicht unverwechselbare Bildsprache sucht im Realismus der Weimarer Zeit ihresgleichen.
Im Alter von nur 16 Jahren verließ sie ihr Elternhaus und und ging ihren eigenen Weg. Mit Werbegrafiken, Buchillustrationen und der damals populäre Batikkunst sicherte sie ihren Lebensunterhalt. Unter dem Pseudonym „Nikolaus Wächtler“ wurde sie ab 1917 Teil der Dresdner Avantgarde. Zu ihrem engeren Umfeld zählten Künstler wie Conrad Felixmüller, Otto Griebel und Otto Dix, Schriftsteller wie Rudolf Adrian Dietrich sowie der Berliner Dada-Kreis um Johannes Baader und Raoul Hausmann.

1925 zog Lohse-Wächtler nach Hamburg, wo sie ihre künstlerisch produktivste und erfolgreichste Phase erlebte. Trotz wirtschaftlicher Not und persönlicher Krisen – die 1929 zu einem ersten Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik führten – entstanden Werke von großer Ausdruckskraft und Intensität. Selbstbewusst dringt sie in die Männerdomänen der Sperrbezirke vor und schildert den Alltag und das Treiben in den Kneipen und Vergnügungslokalen auf St. Pauli. Die unkonventionellen Porträts von „Alltagsmenschen“ und ihre zahlreichen, schonungslos ehrlichen Selbstbildnisse stehen im Mittelpunkt der Ausstellung: eindringliche Zeichnungen ihrer Mitpatienten in der Hamburger Psychiatrie, Gesichter der Hafenarbeiter und Prostituierten in den Kaschemmen St. Paulis – vom Leben gezeichnet, rau und unmittelbar. Anders als Jeanne Mammen, die ähnliche Milieus darstellte, aber in weicheren Linien und einer stilisierten Ästhetik, wählte Lohse-Wächtler den direkten, ungeschönten Blick. In ihren Selbstporträts, oft mit wirrem Haar und verquollenem Gesicht, lassen sich die psychisch-emotionalen Ausnahmezustände der Künstlerin erahnen.

Ihr Lebensweg endete tragisch: Während Otto Dix oder Max Beckmann für ihre Kunst von den Nazis zwar diffamiert, aber nicht persönlich verfolgt wurden, befanden die Nazis ihr künstlerisches Werk für unbedeutend, verfolgten sie jedoch aufgrund ihrer psychischen Erkrankung. Sie wurde entmündigt, zwangssterilisiert und schließlich 1940 als „nicht lebenswert“ im Zuge des NS-Euthanasieprogramms ermordet. Die Retrospektive in der Kunsthalle Vogelmann würdigt ihr Werk mit rund 100 Arbeiten aus öffentlichen und privaten Sammlungen.
Am Nachmittag erkunden wir Heilbronn in einer Stadtführung mit der Kiliianskirche und ihrem markanten Westturm und dem Lindenholz geschnitzte Hochaltar von Hans Seyfer, einem Meisterwerk der Schnitzkunst. Das historische Rathaus mit der astronomischen Uhr von Isaak Habrecht erzählt von einer Zeit, in der Kunst und Wissenschaft sich auf faszinierende Weise vereinten. Drei Stadtmodelle führen uns vor Augen, wie sich Heilbronn noch den massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verändert hat.
Mittwoch, 17.9.25, 9 bis 18.30 Uhr
Treffpunkt: Karlsruhe Hbf, Bahnhofshalle
Leitung: Dr. Elisabeth Spitzbart
40 € mit MuseumsPass, 48 € ohne MuseumsPass
ohne Fahrkarte
